St Arnaud – 27.02.2009

Heute sollte keiner der gewöhnlichen Tage in diesem Urlaub werden. Ok, das Frühstück mit Toast, Nutella, Honig und Pfefferminztee war noch wie immer. Allerdings durch eine Orange und Joghurt aufgewertet.
Das Wetter war bedeckt, aber morgens hängt die Suppe gerne mal etwas tiefer in den Tälern.
Um 10 Uhr machte das Visitor Centre auf, da wollte ich noch fragen, ob es was zu beachten gäbe für die Rainbow Road. Gab aber nichts und so war ich um 10:20 Uhr auf dem Weg. Erster km noch asphaltiert im Ort, dann der Rechtsabbieger zum Jacks Pass hinauf. 100 m weiter hörte der Asphalt auch auf (siehe Foto). Es ging dann in die Wolken rein und ich wurde zum Kleinblattfahrer. 500 Höhenmeter auf den folgenden 6 km, der Schnitt war oben auf irgendwas bei 9komma km/h gesunken. Man hätte das auch lieber Jacks Ass nennen können. Oben (870 m) stellt sich die Frage, wie weit es denn wieder runter geht ins Tal des Clarence River. 100 m, 500 m, wieviel von den hart erkämpften Höhenmetern darf ich behalten, bevor es zum Island Saddle (1347 m) hoch geht. Zur Sicherheit mache ich bei der Abfahrt im Nebel erstmal Licht an. Die geht 3 km lang gemütlich, aber – zum Glück – nur 70 m abwärts.
Jetzt bin ich im Tal des Clarence River und der Schotter ist noch sehr angenehm, was sich aber noch ändern sollte. Nach 10 km habe ich fast unmerklich weitere 100 m Höhe gewonnen. Hinter der St James Station wird der Schotter rauher, am schlimmsten sind die Ausfahrungen zur Waschbrettpiste. Da fährt es sich besser im tieferen Schotter daneben. Da ich mich im Grunde genommen auf einer Kuhweide befinde, stehen immer wieder ein paar von den Viechern um mich herum. Die direkt neben der Straße nehmen noch Notiz von mir, wenn mal eine auf der Straße steht, verzieht sie sich, den anderen bin ich komplett egal. Dennoch habe ich auf Grund des Gewichtsunterschiedes Respekt vor den Viechern wie Halmich vor Klitschko. Unterwegs verliere ich dann meine 1,5-Liter-Zusatz-Wasserflasche ohne es zu merken, so dass ich mit den 1,5 Litern in den Radflaschen auskommen muss. Meinen Packsack darf ich nach einer Abfahrt auch wieder aufsammeln, es schüttelt mich ganz gut durch. Die Landschaft ist bis hierhin wieder von sehr kahlen Bergen mit dem breiten Tal des Clarence River geprägt.
So geht es ohne größere Anstiege bis zum Lake Tennyson, danach beginnt der Anstieg der letzten knapp 300 m bis zum Island Saddle. Einmal verliere ich den Grip und muss absteigen. Das bedeutet Schieben bis zum nächsten etwas flacheren Abschnitt. Wiederaufsteigen funktioniert bei der Steilheit nicht mehr. Irgendwann bin ich aber endlich oben.
Von nun an geht es runter. Zunächst ganz ordentlich. Ich stehe gut auf der Bremse, damit es mich nicht in irgendeinem Loch zerreißt. Man kann das auch riechen. Irgendwann lasse ich doch etwa mehr laufen, bis der direkte Bodenkontakt des Vorderrads mir einen Platten signalisiert. Zum Glück komme ich heil zum Stehen und habe auch 2 Ersatzschläuche dabei, was mir für die weitere Fahrt ein besseres Gefühl lässt. Immerhin liegen noch 60 km unbewohntes Land vor mir. Also zügig geflickt und weiter geht es. Am nächsten Gate treffe ich ein holländisches Paar, die gerade den Reifen an ihrem 4WD-Wagen wechseln. Am Wairau River entlang ist das Tal nicht so breit, deshalb geht es immer wieder hoch und runter. Es ist aber die landschaftlich schönere Hälfte der Tour, der dichte Wald nimmt wieder zu, der Fluss schlängelt sich zwischen den enger stehenden und wieder bewachsenen Bergen. Während ich bis zum Island Saddle Rückenwind hatte, bläst er mir danach immer mehr ins Gesicht. Die von der Seite einlaufenden Creeks sind immer seltener überbrückt, sondern wollen durchwatet werden. Sind aber nur 20 – 25 cm tief. Auf meinen Tacho brauche ich heute nichts zu geben, da ich die meiste Zeit unter den Hochspannungsleitungen fahre, aber nach 76 km kommt der Punkt, an dem ich für den Spaß bezahlen muss. 5 NZD kostet mich die Durchfahrt über die Rainbow Station. Danach folgen weiter 10 km Schotter, die immer wieder hoch und runter gehen. Ab der Abzweigung zur Rainbow Ski Area ist dann asphaltiert. Diese 14 km sind aber auch relativ neu, das offizielle PDF vom DoC aus dem Internet kannte das noch nicht. War mir aber ganz recht. Allerdings ging es am Ende noch ganz gut aufwärts. Bis es die letzten 4 km nach St Arnaud reinrollte. Im Ort bin ich zunächst in den Tante-Emma-Laden inkl. Tankstelle und Fish&Chips-Takeawy um zu fragen, wie lange noch offen sei. Bis 20 Uhr, aber es war mittlerweile auch schon kurz nach 19 Uhr. Die Etappe war mit 7:20 h reiner Fahrtzeit die bisher längste (wird sie vermutlich auch bis zum Ende bleiben) und mit den meisten Höhenmetern(1740).
Gestern abend hatte ich an die Alpin Lodge noch eine Email-Anfrage zwecks Backpacker-Unterkunft gestellt, aber keine Antwort erhalten. Es war dann auch alles ausgebucht gewesen. Stattdessen könnte ich ein Hotelzimmer haben. 150 NZD statt der normalen 165 NZD. Das habe ich auch genommen, da ich eh keine Wahl hatte. Bei dem momentanen Ausverkaufs-Wechselkurs von 0,40 Euro/NZD sind das auch gerade mal 60 Euro. Zwar 5-6mal so viel wie ansonsten meist, aber locker bezahlbar. Im Lonely Planet steht dann auch zu dem Hotel „There is a range of accomodation, the pick of which are the split-level doubles with mezzazine bedroom, spa and pine panelling aplenty“. Genau so eine Suite habe ich bekommen, deshalb auch davon Bilder. Nach dem schnellen Duschen rüber in den Store und eigentlich heißt es ja, man sollte niemals hungrig einkaufen gehen. Über den Tag hatte ich ja immerhin wieder 5 Müsliriegel gegessen, jeder mit gigantischen 133 kal. Ich hatte also keine Alternative! Raus kam ich mit Cola, Mars, Butterkeksen, Cashew-Kernen, um direkt nach nebenan zu gehen und Fish&Chips zu holen. Ist bestimmt gut, um den Salzverlust auszugleichen ;-).
Jetzt lümmel ich mich hier in aller Ruhe auf einem der beiden Sofas, schreibe diesen Beitrag und müsste eigentlich gleich noch die Badewanne mit Whirlpool ausnutzen, auch wenn es schon 22 Uhr ist.
Für morgen stehen die 89 km nach Nelson an. Da ich hier auf fast 700 m Höhe bin und Nelson am Meer liegt, geht es tendenziell schön runter. Allerdings muss ich die heutigen letzten 4 km zuerst wieder hochfahren (gut 100 hm). In Nelson mache ich dann einen Pausentag, bevor es am Montag nach Picton und abends mit der Fähre nach Wellington geht. Das wäre dann schon die Südinsel gewesen …
P.S. Das mit dem Whirlpool muss leider ausfallen, da irgendein Sackgesicht den Stöpsel der Badewanne hat mitgehen lassen :-(.

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Hanmer Springs – 26.02.2009

Der Tag fängt bewölkt an, als ich in meinem Einzelzimmer-Riesenschlafsaal gegen 8:30 aufwache. Es gibt wieder Standardfrühstück (Toast, Nutella, Honig, Pfefferminztee). Da ich keinen Küchenanhänger durchs Land ziehen will, bleibt die Abwechslung auf der Strecke. Außerdem freue ich mich jetzt schon wieder auf richtiges Brot. Um kurz nach zehn mache ich mich auf den Weg. Es stehen 140 km nach Hanmer Springs auf dem Plan. Das ist auch eine unverkürzbare Etappe, denn auf dem Weg liegen eine Tankstelle nach 45 km, ein Motel mit warmen Quellen nach 60 km (machte aber einen teuren Eindruck) und ansonsten NICHTS. Also schleppe ich heute 3 Liter Wasser mit mir herum.
Die ersten 37 km geht es bergan, zuerst kaum merkbar, am Ende aber halbwegs knackig, bis ich auf dem Rahu-Saddle in knapp 700 m Höhe bin. Dabei fließt der Inangahua River immer neben mir. Er wird immer schmaler und kleiner, kurz bevor ich oben bin, ist er weg. Es folgt eine nette 7 km lange Abfahrt zur Springs Junction. Von dort aus geht es erst gemächlich am nächsten Fluss entlang, die letzten 5 km bis zum Lewis Pass (ca. 900 m) werden wieder recht anstrengend. Auch nach dem Lewis Pass dominiert noch die üppige Westküsten-Vegetation. Erst später prägen die kahleren Berge des Ostens wieder das Bild der Landschaft. Entlang des Lewis River geht es hinunter, der oben auf 18kommairgendwas abgesackte Schnitt durchbricht wieder die 20er-Marke. Später heißt er dann Waiau River, leider sind seine Schluchten zu eng für Fluss und Straße, also weicht die Straße über die umliegenden Hügel aus. So sollen es am Ende über 1700 Höhenmeter werden. Bis zum Rahu Saddle hatte es sogar ein paar Tropfen geregnet, auf dem Weg nach Hanmer Springs wird es aber immer schöner und sonniger. Wie an allen Tagen ist der Wind recht schwach und kommt leicht von hinten. Das ist für NZ eher ungewöhnlich. 2 km vor dem Ziel werde ich noch amtlich aufgehalten. Da die letzten 9 km nach Hanmer Springs eine Sackgasse sind, kann man hier gut eine Touristenbefragung vornehmen. Ich bin für heute der erste Radfahrer. Aber es liegt eigentlich auch nur auf irgendeiner Radfahrer-Route, wenn man die Rainbow oder die Molesworth Road fährt. Für alle normalen, die nicht 140 km fahren, bietet es sich nicht an, da die Übernachtungsmöglichkeiten fehlen.
Einmal wollte ich auf einem Rastplatz an der Strecke Pause machen, aber da sind gleich die Sandflies angekommen, also nichts wie weiter.
Bis auf den Island Saddle, der morgen kommt und mit 1347 m auch der höchste ist, müsste ich jetzt alle wichtigeren Pässe der Alpen gefahren sein.
Hier bin ich in der Jugendherberge eingekehrt, 3-Bett-Zimmer mit vernünftigen Betten. Zunächst ging es einkaufen. Es gab frische Erdbeeren (die im deutschen Sommer sind aber leckerer). Nach dem Duschen wurde ordentlich gefuttert, nachdem die Tagesernährung wieder bei 2 Bananen und 4 Müsliriegeln lag.
Die Wettervorhersage für morgen ist ganz gut. Trocken und wenig Wind mit moderaten Temperaturen. So kann das Unternehmen Rainbow Road angegangen werden. Werde morgen noch in der Tourist Info vorbeigehen umd fragen, ob irgendwas dafür zu beachten ist (ab-/zurückmelden etc.). Dann geht es von hier (385 m hoch) über den Jacks Pass (869 m) ins Tal des Clarence River. Den ganz hoch, über den Island Saddle (1347 m) und den Wairau River wieder runter. Zuerst 100 km Schotter und dann 12 km Asphalt. Das wird zur staubigen Materialprobe werden.
Ein paar neue Bilder von heute gibt es auch.

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Reefton – 25.02.2009

Heute ist der erste Tag, an dem man morgens aufsteht und direkt eine kurze Hose anziehen kann. Angenehm warm, dazu blauer Himmel mit ein paar Wolken, die aber keinen Regen androhen.
Nach der etwas zügigeren Tour von gestern verspüre ich einen leichten Muskelkater in den Waden. Da ich mich gestern noch länger mit einer Schweizerin unterhalten habe und in Franz-Josef auch schon früh aufgestanden bin, wird es mit der Abfahrt heute etwas später, erst um 11 Uhr mache ich mich auf den Weg. Die Etappe ist gemessen an den vorherigen Tagen unspektakulär bis langweilig. Zuerst geht es 40 km flach an der Küste entlang bis Greymouth. Anschließend folge ich dem Grey River durch sein erst schmales und nachher sehr breite Tal. Diese Landschaft könnte auch irgendwo in Deutschland sein, wären nicht vereinzelt noch Palmen und große Farne zu sehen. Der Wind kommt leicht von hinten, bis auf vereinzelte km hatte ich hier noch keinen fiesen Gegenwindtag, und so komme ich trotz moderater Anstrengung mit 23 km/h vorwärts. 10 km vor Reefton will ich eigentlich nochmals kurz anhalten und den Hintern lüften, bevor es über die letzte Kuppe, den Reefton Saddle, geht. Just in dem Moment kommt von hinten ein Rennradfahrer aufgefahren, wir kommen ins Gespräch und die Pause fällt aus. Dafür waren es kurzweilige 10 km und nach 120 km bin ich am Ziel. Das heutige Rasieren eines 12-Tage-Barts mit dem Nassrasierer wird zur echten Herausforderung, aber einem einheimischen Schafscherer wollte ich mich auch nicht anvertrauen.
Im heutigen Backpacker bin ich im „Dorm“, das sind die Vielbettzimmer, einquartiert. Das ist hier ein Nebengebäude mit etwa 60 Quadratmetern, in dem 5 ältere Schlafsofas stehen. Da ich jetzt um halb zehn immer noch alleine bin, gehe ich davon aus, den Einzelzimmerstatus zu behalten. Ich muss auch mal wieder meinen eigenen Schlafsack benutzen und stelle beim Öffnen des Rollverschlusses des Ortlieb-Packsackes fest, dass ein kleiner Teil des Regens vom Sonntag einen Weg da rein gefunden hat. Zum Glück nicht viel und da draußen noch die Sonne scheint, wird das schnell getrocknet.
Der Wetterbericht sieht für übermorgen nicht so schlecht aus, also habe ich das Bett in Hanmer Springs für morgen gebucht und will wie ursprünglich geplant die Rainbow Road fahren. Der Rennradfahrer von vorhin sagte mir auch, dass der Schotter an den allermeisten Stellen recht gut fahrbar sei.
Zu fotografieren gab es heute herzlich wenig, daher lade ich keine neuen Bilder hoch. Morgen sollte es wieder ein „Passfoto“ vom Lewis Pass geben.

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Hokitika – 24.02.2009

Als ich heute morgen aufgewacht bin, habe ich ein tolles Geräusch gehört: Nämlich KEIN Geräusch, keine prasselnder Regen. Außerdem war der Himmel blau, kein Wölkchen zu sehen.
Damit ich rechtzeitig vor dem Bus in Hokitika bin und den Brustgurt meines Pulsmessers in Empfang nehmen kann, bin ich extra früher aufgestanden und war um halb neun schon auf dem Rad. Etwas frisch war es noch und ein paar Wölkchen und Nebel hingen über den Feuchtgebieten.
Die Etappe war recht einfach, nach 50 km gab es einen knapp 200 m hohen Hügel, der Rest waren abwechslungsreiche Asphaltblasen, die mir besser als ewige Flachstrecken gefallen. In den ersten beiden Stunden sind es 50 km geworden, dann ist der Schnitt auf 24 km/h gefallen und dort geblieben. Vermutlich war es besser, den Pulsmesser nicht gehabt zu haben.
Hier bin ich jetzt im „Drifting Sands“ untergekommen. Etwas am Ortsrand und direkt am Strand gelegen. Dafür schön ruhig, das Riesen-Backpacker im Ortszentrum hatte mich sofort abgeschreckt.
Nach dem Duschen bin ich zum Info-Center, um auf den Bus mit meinem Brustgurt zu warten. Nebenbei habe ich im Internet nach einem einfachen Texteditor fürs Handy gesucht und bin auch fündig geworden. Meik hatte mir die Datei dankenswerterweise angepasst, aber dann musste ich feststellen, dass ich Anhänge von Emails zwar ansehen, aber nicht speichern kann. Schwaches Handy. Ab sofort wird euch unter den Bildern aber das Datum und die Bildnummer angezeigt. Zurück zur Bushaltestelle: Habe da bis 25 Minuten nach der geplanten Ankunft gewartet und dann mal die Damen vom Info-Center gefragt, wie es denn mit der Pünktlichkeit dieses Busses bestellt ist. Die ruft also bei der Buslinie an und da ist nichts für mich an Bord gekommen. Als nächstes ruft sie bei dem Hostel in Haast an und da liegt der Brustgurt immer noch herum. Ich hab’s mir gespart, in Erfahrung zu bringen, warum das so ist. Ende vom Lied ist, dass ich dem meine Kreditkartennummer gegeben hat und er es mit der Post an die Jugendherberge nach Wellington schickt. Dort bin ich in einer Woche, ich hoffe mal, dass es reicht.
Am Strand habe ich dann noch so einen Turm aus flachen Steinen übereinandergeschichtet wie vorgestern bei den Fantail Falls. Abends gab es dann noch einen schönen Sonnenuntergang über der Tasman Sea zu fotografieren. Nachdem ich euch gestern mit Gletscherfotos zugeschüttet habe, sind es heute die vom Sonnenuntergang. Dazwischen noch einige von schneebedeckten Bergen. Die Schneefallgrenze dürfte in den letzten Tagen einiges gesunken sein.
Soweit für heute, ich gehe jetzt mal ins Bett ..

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Franz-Josef-Glacier – 23.02.2009

Ich bin zwar tagsüber nicht nass geworden aber für heute kann ich fast null km Radfahren vermelden. Es hat die ganze Nacht durchgepisst und den Tag über weiter. Also habe ich morgens den Hostel-Betreiber gefragt, ob ein Bus in Richtung Franz-Josef-Glacier fährt. Der ging dann um 11 Uhr. Der Busfahrer sagte allerdings, „you are a lucky man“, denn er hatte keine gebuchten Zusteigepassagiere und wäre vorbeigefahren, wenn nicht zufällig jemand in Haast (where the time stands still) hätte aussteigen wollen. So bin ich inkl. Mittagspause 3,5 h mit dem Bus durch den Dauerregen gefahren. Die Bäche und Flüsse, die wir überquert haben, waren schon recht reißend geworden durch den tagelangen Regen.
Hier bin ich mal wieder in der Jugendherberge, die ziemlich groß ist. Außerdem volles Rohr auf der japanese standard travel route. Die Gletscher sind ein Muss in der Kürze von deren Zeit. Die sind übrigens auch die einzigen, die mit Hartschalen-Rollkoffern unterwegs sind.
Im mixed room bin ich heute der einzige Kerl mit drei Mädels, die vom Alter eher meine Töchter sein könnten. Aber den Knopf für die Heizung haben sie schon gefunden. Werde vermutlich beim Zubettgehen das Fenster aufreißen müssen. Das ist natürlich mit einem Fliegengitter versehen, denn wir sind hier mittlerweile in der Hochburg der Sandflies angekommen, wie ich heute morgen beim Warten auf den Bus schmerzlich feststellen musste. Da haben zwei von den Freunden ihren letzten Stich gesetzt, bevor sie zu Flatflies wurden. Danach hatte ich sofort das Repellant rausgeholt und eine Runde gesprüht.
Am späteren Nachmittag bin ich noch zum Gletscher rausgefahren. Sind etwa 4 – 5 km über einen Matschweg. Von da habe ich dann einen ca. Zweistündigen Track gemacht, auf dem irgendwann auch ein Schild mit danger, experienced etc. stand. Trotz aller Schwierigkeiten war an keiner einzigen Stelle ein Shimano-SPD-Cleat eingelassen, wo ich hätte einklicken können ;-). Beim ersten zu überquerenden Bach habe ich mir noch Schuhe und Socken ausgezogen, danach bin ich einfach durchgelatscht, da eh alles halbwegs nass war. Ich war dann auch kurz davor, den Gletscherfluss zu durchqueren, weil der Weg zum Ausgangspunkt so viel kürzer gewesen wäre und ich außerdem eine bessere Frontalsicht auf den Gletscher gekriegt hätte. Letzten Endes war mir aber doch zu viel Strömung drin und ich habe mich den Warnschildern gefügt. Zurück am Ausgangspunkt habe ich dann den anderen Weg entdeckt, bei dem man nach 5 Minuten Fußweg die gewünschte Frontalansicht hatte, wenn auch etwas weiter weg. War aber dennoch auch eine schöne Wanderung. Und bei den Bildern gibt es heute ganze viele,Gletscher- und Regenwaldbilder zu sehen.
Heute abend dann das gleiche Erlebnis wie 1995 in Fox-Glacier (23 km entfernt): Die Wolken reißen auf und die Sonne zeigt sich nochmals kurz. Vielleicht wird es ja morgen endlich mal wieder ein schöner Tag. Morgen wird aber auf jeden Fall bis Hokitika geradelt, sind gute 130 km. Will aber zeitig los, um die Ankunft des Busses zu erwischen, der um 16:50 dort ist. Heute morgen habe ich nämlich meinen Brustgurt vom Pulsmesser liegen gelassen, aber schon mit dem Hostel gemailt, dass er ihn dem Busfahrer mitgibt und der ihn in Hokitika mir gibt oder ihn an der Tourist Info abgibt, wo er eh hält. Dementsprechend wird es für morgen keinen Durchschnittspuls geben, oder sagen wir einfach wieder 120?!
Um die Fotos noch etwas übersichtlicher zu gestalten, werde ich Meik (Achtung, das ist eine Vorwarnung!) noch die index.php zuschicken, damit er eine kleine Änderung dran vornimmt. Einen puren Texteditor hat mein Handynämlich nicht. Im Dateinamen enthalten die Bilder alle am Anfang das Datum und dann eine fortlaufende 3stellige Nummer, könnt ihr euch unter den Bildeigenschaften anzeigen lassen, um es besser einzusortieren. Das soll dann automatisch ausgegeben werden.
Kann jemand mal nach einem Freeware-Texteditor googlen und mir den Dowload-Link an thorsten.moeller@wechselzone schicken? Ich ahnte ja nicht, dass ich hier noch „programmieren“ muss.

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Haast – 22.02.2009

„Haast – where the time stands still“. Genau dieser Spruch steht am „Ort“seingang von Haast. Und deshalb kommt der gestrige Blog auch erst heute. Haast liegt in der Mitte einer 250 km langen Zone ohne jegliche Mobilfunkabdeckung.
Der Tag begann besser als erwartet. In Wanaka war es zwar bedeckt, aber es regnete nicht. Also habe ich mich in kurzen Hosen und mit einer Windjacke bekleidet auf die mit 145 km längste Etappe gemacht. Der Weg führt von Wanaka nach Lake Hawea (15 km) und dann immer am gleichnamigen See entlang. Dieser See liegt etwas höher als der Lake Wanaka. Nach 40 km geht es wieder zurück an den Lake Wanaka bis an dessen Nordufer. Man könnte glauben, so kommen keine Höhenmeter zusammen, doch weit gefehlt. Die vielen kleinen Ups und Downs summieren sich nach 40 km bereits auf mehr als 800 Höhenmeter. Nach der bis Wanaka vorherrschenden Steppenlandschaft mit eher karger Vegetation macht man bereits längs des Lake Hawea die Veränderung aus: Die Farne, typisch für die regnerische Westküste werden immer mehr. Dazu passend fängt es nach 20 km auch zu regnen an. Zwischen 37 und 42 km ziehe ich die Regenklamotten nochmals kurz aus, behalte sie dann dank immer stärker werdenden Dauerregens bis nach Haast an. Nach dem Nordufer des Lake Wanaka geht es am breiten Delta und Flusslauf des Makaroa River in Richtung Haast Pass. Bei dem Regen war keine Chance auf das obligatorische „Passfoto“. Der ist auch nur 564 m hoch. Nach dem Pass geht es erst gemäßigt am Haast River abwärts. An den Fantain Falls sollte ich unbedingt den kurzen Fußweg nehmen, ich würde überrascht sein und es lohne sich, hatten mir andere Reisende in Wanaka gesagt. Mache ich also und dann stehen da auf einer Kiesbank Unmengen kleiner Türmchen aus aufeinander gestapelten flachen runden Steinen. Natürlich habe ich auch mein bescheidenes Türmchen gebaut. Es war wirklich klein. Bei schönerem Wetter hätte ich vielleicht eher dem Rest der Welt bewiesen, wer den Längsten hat ;-). Danach geht es zu den Wasserfällen (Gates of Haast) steil bergab. Wegen der Nässe und der Cattle stops quer über die Straße aber mit stark angezogener Bremse. Neben der Straße sind überall Wasserfälle, einer ergießt sich auch mitten auf die Straße. Die Üppigkeit der Vegetation ist für jemanden, der nur den deutschen Wald gewohnt ist, kaum vorstellbar. Alles wächst und wuchert zu. Wegen des Sauwetters habe ich aber weniger Augen dafür als bei schönem Wetter. Nach 6:45 h reiner Fahrtzeit erreiche erreiche ich Haast. Die letzten 2 h geht es noch leicht bergab und ich will ins trockene und gebe entsprechend Gas. Am Ende kommt sogar ein knapp 130er-Puls dabei raus, ganz schön hoch nach den immer <120 bislang. Meine Nahrungsaufnahme während der Etappe: Gigantische vier Müsliriegel und eine ganzer Liter Wasser, die übrige Flüssigkeit habe ich vermutlich durch die Haut absorbiert. Dabei geht mir in den letzten Stunde immer der Gedanke durch den Kopf, was ich mache, wenn in Haast alles ausgebucht sein sollte. Im Biwaksack unter das Vordach eines Backpackers legen oder so ähnlich, denke ich mir. Letzlich unbegründet, denn im Wilderness Backpackers ist noch Platz für mich. Mixed dorm, bis 21 Uhr denke ich - wie schon in Methvem - ein Einzelzimmer zu haben, dann kommen aber noch ein französisches und ein polnisches (nach Australien ausgewandertes) Pärchen dazu und das Zimmer ist voll. Zumindest eine Menge Leute zum Unterhalten am Abend. Im Tante-Emma-Laden nebenan ergattere ich das letzte Toastbrot, die nach mir angekommenen Polen müssen da genauso wie zwei deutsche Motorradfahrer später in die Röhre gucken und auf Cracker ausweichen. Im inneren Teil des Backpackers ist eine Art Wintergarten mit riesigen Farnen etc. angelegt. Für die morgige Etappe überlege ich, den Bus zu nehmen, wenn das Wetter so grottenschlecht bleibt. Weitere 145 km im Regen nach Franz-Josef-Glacier brauche ich irgendwie nicht.

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Wanaka – 21.02.2009

Ein Ruhetag. Aber im wahrsten Sinne des Wortes. Was habe ich heute gemacht? Gefrühstückt, ins Ortszentrum geschlendert, in den beiden Fahrradläden nach wasserdichten Überschuhen gefragt (erfolglos), gelesen, Zeitungspapier in die durchnässten Radschuhe gesteckt und dabei immer wieder dem Regen zugesehen. Ein Foto von der aktuellen Wetterkarte habe ich hochgeladen, ich hoffe, dass was zu erkennen ist. Zumindest zieht hier gerade ein richtig fettes Tief vorbei, dass wohl mal ein Zyklon über dem Pazifik gewesen sein soll. Auch für die nächsten Tage sieht die Vorhersage eher mau aus. Wie beruhigend, dass nur zwei Etappen zu je 140 km anstehen. Jugendherberge für Franz-Josef-Glacier übermorgen ist gebucht, morgen in Haast gucke ich spontan vor Ort. Was einen nicht tötet, macht einen nur härter.
Gegen den Regen an den Füßen werden morgen Plastiktüten eingepackt (gibt zuviele davon bei jedem Einkauf), Hose und Jacke halten dafür schön dicht. Ich hatte den Regen nicht so kalt erwartet, sonst hätte ich Überschuhe eingepackt, sowas liegt mit Sicherheit zu Hause herum. Vom Profil her wird es morgen keine große Herausforderung. Ich bin auf 300 m Höhe, es geht mit ein paar Wellen auf 600 m hoch und dann runter auf Meereshöhe.
Wäsche habe ich gestern bei der Gelegenheit auch gewaschen, nach dem Trockner fehlten eine Unterhose und ein Socken, was bei meinem Gepäck schon eine dramatische Größenordnung ist. Ist aber später wieder aufgetaucht, so dass ich noch/wieder komplett bin.
Heute zum Abendessen das kulinarische Highlight: Spagetti mit Tomatensoße aus der Dose (beides aus einer Dose!). Wenn man nicht alles schleppen will, muss man sich auf Essen gehen und einfachste Gerichte beschränken. Dafür sind jetzt niedliche 220-g-Dosen Nutella und Honig im Gepäck, um das morgendliche Toastbrot aufzuwerten.
Gestern abend dachte ich schon, dass ich vorne einen Platten hätte, die Luft war halb raus. Habe wieder aufgepumpt und die Luft scheint zu halten. Vielleicht ein kleiner Scherz der Teenie-Truppe, die hier gestern auch genächtigt hat, zumal mir auch vorher nichts aufgefallen war. Immer noch besser als Flicken zu müssen. Aber zur Sicherheit habe ich einen zweiten Ersatzschlauch gekauft, da auf den kommenden 450 km nichts zu kaufen sein wird.

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Wie ist das hier eigentlich in Restaurants?

Andere Länder, andere Sitten. Aber was, wenn man keine Ahnung hat? Ist das hier in NZ mit „please wait to be seated“ oder setzt man sich hin und dann kommt die Bedienung automatisch zu einem? War vorhin in einem Restaurant und habe mich hingesetzt. Das gesamte Personal ist ständig ignorierend an mir vorbeigeflitzt und nach gut 10 Minuten bin ich halt wieder aufgestanden. Im nächsten Laden bin ich dann lieber erstmal stehen geblieben (und habe jetzt auch ein leckeres Thai-Curry intus).
Weiß jemand, wie es hier normal ist?

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Wanaka – 20.02.2009

Scheißwetter! Es ist kühl und regnet in Strömen.
Heute nacht habe ich es noch piepsen gehört, dass eine SMS angekommen ist: Jürgen und Anja haben meinen Hilferuf erhört und mir meine verlorenen Dateien hochgeladen.
Ich habe ja die Alternative bei der heutigen Etappe: 60 km flach fahren und schwuppdiwupp bin ich ohne große Anstrengung in Wanaka. Oder eben die 94 km über die Cardrona Range Road. Irgendwie klar, dass ich die zweite Alternative nehme, wobei ich mich noch einige male darüber ärgern sollte. Die hat dann auch nur 1235 Höhenmeter, die eigentlich tollen Aussichten verschwinden in den Regenwolken. Saukalt wird es da oben auch noch. Dazu fegt der Wind in etlichen der Serpentinen von vorne ins Gesicht. Auch wenn ich mich vor dem Urlaub noch geärgert hatte, dass die Strecke mittlerweile asphaltiert ist – bei dem Wetter wäre die mit Schotter zur Hölle geworden. Im vorletzten Gang – vorne 22, hinten 19 – quäle ich mich hoch. Ab dem höchsten Punkt (ca. 1200 m) kann man die nächsten ca. 10 km laufen lassen, wovon einem aber auch nicht wärmer wird. 20 km vor Wanaka krame ich die dreckigen aber trockenen Radklamotten raus und ziehe mich um. Insbesondere die trockenen Socken bringen Besserung, auch wenn sie auch nur noch etwas Feuchtigkeit aus dem Schuh absorbieren. In Wanaka ist es dann zumindest trocken, wenn auch wolkig und nicht mehr so kalt. Lange Hose und T-Shirt reichen aus. Auf den ersten 40 km bin ich auch noch an der alten Kawarau Bridge vorbeigekommen, wo AJ Hackett sein Bunjee-Springen von der Brücke macht. Habe ich 1998 auch gemacht. Heute bei dem Wetter war aber wenig los.
In Cromwell hätte übrigens auch Pleasantville gedreht werden können. So niedlich gepflegte Vorgärten, Tennisplatz, Parks etc. Dabei ist das alte Zentrum von Cromwell ja 1992 geflutet worden, als der Clyde Dam ein paar km flussabwärts fertig wurde. Ein paar historische Gebäude wurden damals abgebaut und weiter oben wieder aufgebaut. Und die gute Frau an der Tourist Information war regelrecht entsetzt, als ich nach einem Backpackers fragte. „Budget Accomodation“ gäbe es, aber kein Backpackers.
Hier in Wanaka bin ich wieder in der Jugendherberge und werde morgen einen Ruhetag dranhängen, bevor es an die West Coast geht. Ist ein wirklich süßes Städtchen, der See und die Umgebung laden zu einem Challenge ein.
Ich stelle aber die ganze Zeit schon fest, dass die Erinnerungen nach 11 Jahren ziemlich verblasst sind. Richtig wiedererkennen tue ich nur weniges.
Guckt doch mal in die Fotos: Claustaler auch hier im Supermarkt und die Kiwis sind „Product of Italy“.

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Cromwell – 19.02.2009

Dank eines vernüntig harten Betts habe ich in der Cabin gut geschlafen. Morgens war es dann aber wolkenverhangen. Zum Frühstück einen Liter Orangensaft und eine Packung Butterkekse. Die Campingplätze haben zwar auch Küchen, aber die sind im Gegensatz zu Backpackers und Jugendherbergen immer ohne jedes Geschirr und Besteck. Gestern abend habe ich noch Lammkoteletts gegessen, die aber auch nur mittelmäßig waren. Nur hat man in einem 360-Seelen-Nest auch keine Riesenauswahl.
Die Etappe beginnt mit einem 32 km langen Anstieg zum Lindis Pass. Klingt hart, ist es aber nicht. Die ersten 25 geht es kaum merklich hoch, erst die letzten 2 km lassen den Puls mal gut ansteigen. Die Landschaft ist immer Steppe zwischen buschbewachsenen Bergen. Nach 15 – 20 km lösen sich die Wolken auch auf und den Rest des habe ich strahlenden Sonnenschein und es wird knackig warm. Auf der Abfahrt nach dem Pass geht schon mal auf 75 km/h. Näher wollte ich dem Laster vor mir aber nicht kommen, also etwa abgebremst. Bis 68 km geht es immer leicht runter oder eben, bergauf maximal mal eine oder zwei Deichhöhen. Dann kommt noch ein giftiger Hügel mit gut 100 Höhenmetern hinter dem es runter rollt bis zum Lake Dunkstan. Am Seeufer entlang führt es die letzen 20 km nach Cromwell. Hier bin ich in einem Einzelzimmer auf dem Campingplatz untergekommen.
Während es die letzten Tage eher wenig Wind gab und der meist aus Nordost kam (Rückenwind), hat es nach meiner Ankunft hier auf Süd bis Südost gedreht und ordentlich aufgefrischt. Nach den Schaumkronen auf dem Fluss ist es Windstärke 5 – 6. Die Richtung passt aber, denn ich habe den südlichsten Punkt der Reise erreicht, ab morgen geht es die nächsten 1000 km der Südinsel tendenziell nach Norden.
Für alle Zahlenfreaks (mich eingeschlossen): 112 km, 4:55 h, 860 hm, 23 km/h, Puls 117.
Morgen geht es über Arrowtown und die Cardrona Range nach Wanaka, dort werde ich 2 Nächte bleiben, bevor es an die Westküste geht. Drückt mir dort die Daumen für untypisches Wetter (normal ist dort Regen). Aber ich freu mich nach 3 Tagen durch die Steppe auf andere Landschaft.

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