“Haast – where the time stands still”. Genau dieser Spruch steht am “Ort”seingang von Haast. Und deshalb kommt der gestrige Blog auch erst heute. Haast liegt in der Mitte einer 250 km langen Zone ohne jegliche Mobilfunkabdeckung.
Der Tag begann besser als erwartet. In Wanaka war es zwar bedeckt, aber es regnete nicht. Also habe ich mich in kurzen Hosen und mit einer Windjacke bekleidet auf die mit 145 km längste Etappe gemacht. Der Weg führt von Wanaka nach Lake Hawea (15 km) und dann immer am gleichnamigen See entlang. Dieser See liegt etwas höher als der Lake Wanaka. Nach 40 km geht es wieder zurück an den Lake Wanaka bis an dessen Nordufer. Man könnte glauben, so kommen keine Höhenmeter zusammen, doch weit gefehlt. Die vielen kleinen Ups und Downs summieren sich nach 40 km bereits auf mehr als 800 Höhenmeter. Nach der bis Wanaka vorherrschenden Steppenlandschaft mit eher karger Vegetation macht man bereits längs des Lake Hawea die Veränderung aus: Die Farne, typisch für die regnerische Westküste werden immer mehr. Dazu passend fängt es nach 20 km auch zu regnen an. Zwischen 37 und 42 km ziehe ich die Regenklamotten nochmals kurz aus, behalte sie dann dank immer stärker werdenden Dauerregens bis nach Haast an. Nach dem Nordufer des Lake Wanaka geht es am breiten Delta und Flusslauf des Makaroa River in Richtung Haast Pass. Bei dem Regen war keine Chance auf das obligatorische “Passfoto”. Der ist auch nur 564 m hoch. Nach dem Pass geht es erst gemäßigt am Haast River abwärts. An den Fantain Falls sollte ich unbedingt den kurzen Fußweg nehmen, ich würde überrascht sein und es lohne sich, hatten mir andere Reisende in Wanaka gesagt. Mache ich also und dann stehen da auf einer Kiesbank Unmengen kleiner Türmchen aus aufeinander gestapelten flachen runden Steinen. Natürlich habe ich auch mein bescheidenes Türmchen gebaut. Es war wirklich klein. Bei schönerem Wetter hätte ich vielleicht eher dem Rest der Welt bewiesen, wer den Längsten hat ;-). Danach geht es zu den Wasserfällen (Gates of Haast) steil bergab. Wegen der Nässe und der Cattle stops quer über die Straße aber mit stark angezogener Bremse. Neben der Straße sind überall Wasserfälle, einer ergießt sich auch mitten auf die Straße. Die Üppigkeit der Vegetation ist für jemanden, der nur den deutschen Wald gewohnt ist, kaum vorstellbar. Alles wächst und wuchert zu. Wegen des Sauwetters habe ich aber weniger Augen dafür als bei schönem Wetter. Nach 6:45 h reiner Fahrtzeit erreiche erreiche ich Haast. Die letzten 2 h geht es noch leicht bergab und ich will ins trockene und gebe entsprechend Gas. Am Ende kommt sogar ein knapp 130er-Puls dabei raus, ganz schön hoch nach den immer <120 bislang. Meine Nahrungsaufnahme während der Etappe: Gigantische vier Müsliriegel und eine ganzer Liter Wasser, die übrige Flüssigkeit habe ich vermutlich durch die Haut absorbiert. Dabei geht mir in den letzten Stunde immer der Gedanke durch den Kopf, was ich mache, wenn in Haast alles ausgebucht sein sollte. Im Biwaksack unter das Vordach eines Backpackers legen oder so ähnlich, denke ich mir. Letzlich unbegründet, denn im Wilderness Backpackers ist noch Platz für mich. Mixed dorm, bis 21 Uhr denke ich - wie schon in Methvem - ein Einzelzimmer zu haben, dann kommen aber noch ein französisches und ein polnisches (nach Australien ausgewandertes) Pärchen dazu und das Zimmer ist voll. Zumindest eine Menge Leute zum Unterhalten am Abend. Im Tante-Emma-Laden nebenan ergattere ich das letzte Toastbrot, die nach mir angekommenen Polen müssen da genauso wie zwei deutsche Motorradfahrer später in die Röhre gucken und auf Cracker ausweichen. Im inneren Teil des Backpackers ist eine Art Wintergarten mit riesigen Farnen etc. angelegt. Für die morgige Etappe überlege ich, den Bus zu nehmen, wenn das Wetter so grottenschlecht bleibt. Weitere 145 km im Regen nach Franz-Josef-Glacier brauche ich irgendwie nicht.
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