Heute sollte keiner der gewöhnlichen Tage in diesem Urlaub werden. Ok, das Frühstück mit Toast, Nutella, Honig und Pfefferminztee war noch wie immer. Allerdings durch eine Orange und Joghurt aufgewertet.
Das Wetter war bedeckt, aber morgens hängt die Suppe gerne mal etwas tiefer in den Tälern.
Um 10 Uhr machte das Visitor Centre auf, da wollte ich noch fragen, ob es was zu beachten gäbe für die Rainbow Road. Gab aber nichts und so war ich um 10:20 Uhr auf dem Weg. Erster km noch asphaltiert im Ort, dann der Rechtsabbieger zum Jacks Pass hinauf. 100 m weiter hörte der Asphalt auch auf (siehe Foto). Es ging dann in die Wolken rein und ich wurde zum Kleinblattfahrer. 500 Höhenmeter auf den folgenden 6 km, der Schnitt war oben auf irgendwas bei 9komma km/h gesunken. Man hätte das auch lieber Jacks Ass nennen können. Oben (870 m) stellt sich die Frage, wie weit es denn wieder runter geht ins Tal des Clarence River. 100 m, 500 m, wieviel von den hart erkämpften Höhenmetern darf ich behalten, bevor es zum Island Saddle (1347 m) hoch geht. Zur Sicherheit mache ich bei der Abfahrt im Nebel erstmal Licht an. Die geht 3 km lang gemütlich, aber – zum Glück – nur 70 m abwärts.
Jetzt bin ich im Tal des Clarence River und der Schotter ist noch sehr angenehm, was sich aber noch ändern sollte. Nach 10 km habe ich fast unmerklich weitere 100 m Höhe gewonnen. Hinter der St James Station wird der Schotter rauher, am schlimmsten sind die Ausfahrungen zur Waschbrettpiste. Da fährt es sich besser im tieferen Schotter daneben. Da ich mich im Grunde genommen auf einer Kuhweide befinde, stehen immer wieder ein paar von den Viechern um mich herum. Die direkt neben der Straße nehmen noch Notiz von mir, wenn mal eine auf der Straße steht, verzieht sie sich, den anderen bin ich komplett egal. Dennoch habe ich auf Grund des Gewichtsunterschiedes Respekt vor den Viechern wie Halmich vor Klitschko. Unterwegs verliere ich dann meine 1,5-Liter-Zusatz-Wasserflasche ohne es zu merken, so dass ich mit den 1,5 Litern in den Radflaschen auskommen muss. Meinen Packsack darf ich nach einer Abfahrt auch wieder aufsammeln, es schüttelt mich ganz gut durch. Die Landschaft ist bis hierhin wieder von sehr kahlen Bergen mit dem breiten Tal des Clarence River geprägt.
So geht es ohne größere Anstiege bis zum Lake Tennyson, danach beginnt der Anstieg der letzten knapp 300 m bis zum Island Saddle. Einmal verliere ich den Grip und muss absteigen. Das bedeutet Schieben bis zum nächsten etwas flacheren Abschnitt. Wiederaufsteigen funktioniert bei der Steilheit nicht mehr. Irgendwann bin ich aber endlich oben.
Von nun an geht es runter. Zunächst ganz ordentlich. Ich stehe gut auf der Bremse, damit es mich nicht in irgendeinem Loch zerreißt. Man kann das auch riechen. Irgendwann lasse ich doch etwa mehr laufen, bis der direkte Bodenkontakt des Vorderrads mir einen Platten signalisiert. Zum Glück komme ich heil zum Stehen und habe auch 2 Ersatzschläuche dabei, was mir für die weitere Fahrt ein besseres Gefühl lässt. Immerhin liegen noch 60 km unbewohntes Land vor mir. Also zügig geflickt und weiter geht es. Am nächsten Gate treffe ich ein holländisches Paar, die gerade den Reifen an ihrem 4WD-Wagen wechseln. Am Wairau River entlang ist das Tal nicht so breit, deshalb geht es immer wieder hoch und runter. Es ist aber die landschaftlich schönere Hälfte der Tour, der dichte Wald nimmt wieder zu, der Fluss schlängelt sich zwischen den enger stehenden und wieder bewachsenen Bergen. Während ich bis zum Island Saddle Rückenwind hatte, bläst er mir danach immer mehr ins Gesicht. Die von der Seite einlaufenden Creeks sind immer seltener überbrückt, sondern wollen durchwatet werden. Sind aber nur 20 – 25 cm tief. Auf meinen Tacho brauche ich heute nichts zu geben, da ich die meiste Zeit unter den Hochspannungsleitungen fahre, aber nach 76 km kommt der Punkt, an dem ich für den Spaß bezahlen muss. 5 NZD kostet mich die Durchfahrt über die Rainbow Station. Danach folgen weiter 10 km Schotter, die immer wieder hoch und runter gehen. Ab der Abzweigung zur Rainbow Ski Area ist dann asphaltiert. Diese 14 km sind aber auch relativ neu, das offizielle PDF vom DoC aus dem Internet kannte das noch nicht. War mir aber ganz recht. Allerdings ging es am Ende noch ganz gut aufwärts. Bis es die letzten 4 km nach St Arnaud reinrollte. Im Ort bin ich zunächst in den Tante-Emma-Laden inkl. Tankstelle und Fish&Chips-Takeawy um zu fragen, wie lange noch offen sei. Bis 20 Uhr, aber es war mittlerweile auch schon kurz nach 19 Uhr. Die Etappe war mit 7:20 h reiner Fahrtzeit die bisher längste (wird sie vermutlich auch bis zum Ende bleiben) und mit den meisten Höhenmetern(1740).
Gestern abend hatte ich an die Alpin Lodge noch eine Email-Anfrage zwecks Backpacker-Unterkunft gestellt, aber keine Antwort erhalten. Es war dann auch alles ausgebucht gewesen. Stattdessen könnte ich ein Hotelzimmer haben. 150 NZD statt der normalen 165 NZD. Das habe ich auch genommen, da ich eh keine Wahl hatte. Bei dem momentanen Ausverkaufs-Wechselkurs von 0,40 Euro/NZD sind das auch gerade mal 60 Euro. Zwar 5-6mal so viel wie ansonsten meist, aber locker bezahlbar. Im Lonely Planet steht dann auch zu dem Hotel “There is a range of accomodation, the pick of which are the split-level doubles with mezzazine bedroom, spa and pine panelling aplenty”. Genau so eine Suite habe ich bekommen, deshalb auch davon Bilder. Nach dem schnellen Duschen rüber in den Store und eigentlich heißt es ja, man sollte niemals hungrig einkaufen gehen. Über den Tag hatte ich ja immerhin wieder 5 Müsliriegel gegessen, jeder mit gigantischen 133 kal. Ich hatte also keine Alternative! Raus kam ich mit Cola, Mars, Butterkeksen, Cashew-Kernen, um direkt nach nebenan zu gehen und Fish&Chips zu holen. Ist bestimmt gut, um den Salzverlust auszugleichen ;-).
Jetzt lümmel ich mich hier in aller Ruhe auf einem der beiden Sofas, schreibe diesen Beitrag und müsste eigentlich gleich noch die Badewanne mit Whirlpool ausnutzen, auch wenn es schon 22 Uhr ist.
Für morgen stehen die 89 km nach Nelson an. Da ich hier auf fast 700 m Höhe bin und Nelson am Meer liegt, geht es tendenziell schön runter. Allerdings muss ich die heutigen letzten 4 km zuerst wieder hochfahren (gut 100 hm). In Nelson mache ich dann einen Pausentag, bevor es am Montag nach Picton und abends mit der Fähre nach Wellington geht. Das wäre dann schon die Südinsel gewesen …
P.S. Das mit dem Whirlpool muss leider ausfallen, da irgendein Sackgesicht den Stöpsel der Badewanne hat mitgehen lassen :-(.
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