Auckland – 13.03.2009

Nach 10 Tagen bin ich also wieder hier angekommen im YHA Auckland International und meine Northland-Tour ist zu Ende – wie auch fast die gesamte Kiwi-Tour.
Um 11 Uhr ging mein Bus, ich brauchte mich also nicht zu beeilen. An der Bushaltestelle habe ich dann ein Paar aus Kanada getroffen, die 5 Wochen mit dem Tandem unterwegs waren. Bei ihnen hat es für die Südinsel nicht gereicht, dafür haben sie auch mal entlegene Ecken abseits der normalen Routen befahren, wie z.B. das Cape Brett, das einfach am Ende einer Halbinsel in der Bay of Islands liegt und waren auch mit dem Rad bis Cape Reinga hochgefahren. Das Tandem passte mit seiner Länge so gerade in eine Busbreite hinein. Es ist aber (für den Flug) auseinandernehmbar, so dass es in zwei Koffer hineinpasst. Dazu wird dann auch die Gabel komplett demontiert. Der Zusammenbau dauert dann etwa eine Stunde.
Die Busfahrt war unspektakulär und doch sehr viel besser als es mit dem Rad zu fahren. Für 165 km hat es auch nur 3 Stunden inkl. 15 Minuten Kaffeepause und zwei Stopps zum Passagiere absetzen gedauert. Anstatt über die mautpflichtige (4 Dollar) Schnellstraße zu fahren, hat er die kurvige Straße durch die Küstenorte genommen. Entweder ist Busfahrers Arbeitskraft hier so billig oder es war unmoderiertes Sightseeing.
Hier in Auckland habe ich nach den Abfahrtszeiten der Fähre nach Rangitoto geguckt und die weichen in der Tat etwas von den im Lonely Planet angegebenen ab. Danach habe ich es mit Shoppen versucht, die angegebene große Menge von Outdoor-Shops auf der Queen Street konnte ich nicht ausmachen. Der eine hatte dann auch nichts, was mich vom Hocker gerissen hätte. So blieben die Ausgaben auf 9,90 Dollar für McDoof und 20,60 Dollar für Grundnahrungsmittel in einem der Tante-Emma-Läden beschränkt. Heute abend werde ich wohl eines der koreanischen Restaurants um die Ecke ausprobieren. Auf Toastbrot mit Salami und Schlabberkäse habe ich keinen Bock.
Mein Pulsmessergurt ist hier auch nicht eingetroffen, also werde ich nächste Woche mal einen neuen besorgen. Vielleicht liegt zu Hause sogar noch was altes rum, was man zum kostengünstigeren Austausch bei Polar einsetzen könnte. Vermutlich habe ich aber vor 2 Jahren beim Umzug gründlichst aufgeräumt und weggeschmissen.
An Statistik lässt sich aber vermelden, dass es 2.100 km mit 21.000 Höhenmetern in etwa 98 Stunden reiner Radfahrzeit waren. Bei der Anzahl der plattgefahrenen Opossums bin ich leider irgendwann aus dem Rhythmus gekommen, es müssen aber viele Hundert gewesen sein. Der Verbrauch an Sonnencreme dürfte bei 350 ml liegen, Schwarzbrot gab es nur in Paihia, immerhin Baguette in Nelson, Wellington und Whangarei, den Rest musste ich mit Toastbrot bestreiten. An komischen Typen sind mir nur der Psycho in Nelson und der unfreundliche Autofahrer vor Paihia begegnet, ansonsten wahnsinnig viele einfach nur nette Leute aller möglichen Nationalitäten. Man wird von denen zwar vermutlich niemals einen wiedersehen, doch für einen netten Plausch oder Abend hat es immer gereicht. An Übernachtungen hatte ich 1 Motel, 2 Hotels, 2 Campingplätze mit Cabin, 9 Backpackers, 14 Jugendherbergen und einer Preisspanne von 22 (Whangarei) bis 150 (St Arnaud) Dollar alles dabei, meistens dürfte es bei 23-28 Dollar gelegen haben. Echte Regentage hatte ich 5 zum Fahren und 2, an denen ich eh nicht fahren wollte bzw. stattdessen den Bus genommen habe. Der Rest war einfach gutes Sommerwetter ohne richtig fiese Hitze. Dafür ist ja auch schon Spätsommer.
Krankheit, Verletzung oder Unfälle gab es nicht, außer einem Zahn, der ein paar Tage in der Einsamkeit pochte, dann aber wieder Ruhe gab und so bis zu Hause warten kann. Das Rad hatte 2 Plattfüße (auf der Rainbow Road und in Nelson) und bekam zweimal neues Öl auf die Kette. Ein drittes mal wäre nötig gewesen, aber hinter Dargaville bin ich auf keinen Radladen mehr gestoßen. In Kerikeri wäre einer gewesen, aber nach den Rainbow Falls bin ich auf anderem Weg rausgefahren. In Whangarei ebenfalls, doch hier war ich zu faul, zumal nur noch die 25 km zum Flughafen am Sonntag anstehen. Den Steuersatz habe ich einmal nachgezogen, weil er auf miesen Straßen klapperte. Und das war’s.
Mal sehen, ob mir heute abend noch was einfällt.
Ansonsten wünsche ich Thomas und Konsorten ein angenehmes Trainingslager in Spanien, morgen oder übermorgen geht es bei euch ja auch endlich los.

Nachtrag um 21:52 Uhr Ortszeit am anderen Ende der Welt, die gefühlte Sättigung beträgt gerade “Rülps 4”:
Habe an der Kreuzung Queen Street / Victoria Street das geilste Ampelmännchen der Welt entdeckt. Während unser Wessi-Männchen ja die Reinkarnation der Langeweile war und das Ossi-Männchen schon richtig gut war, ist das der absolute Hammer. Ein kurzes Video gibt es unter http://blogpic.wechselzone.de/ampel.mp4, ich will morgen bei mehr Licht versuchen, noch ein besseres Video hinzubekommen.
Anschließend bin ich hoch aufs Zimmer und schwuppdiwupp war mal wieder eine Stunde mit meinem britischen Zimmerkumpanen verquatscht. Danach bin ich zum Koreaner gegangen. Keine Ahnung, was die so essen, das Debakel vom Chinamann in Kaitaia noch im Hinterkopf, bin ich rein. Meine (vermutlich dämliche) Frage, ob die “spiced chicken” mit Reis serviert werden würde hat den geringen Überschneidungsgrad unser beider Englischkenntnisse offenbart. Die Frage war wohl so sinnvoll, wie die, ob in Sizilien zur Pizza immer Bratkartoffeln oder Knödel gereicht werden. Unser Weltbild reicht halt nur für schwarze Haare, platte Nasen, Schlitzaugen = es gibt Reis. Aber hier ist Europa auch soweit weg, dass der Pizzamann genauso fürs Kebap zuständig ist.
Ich habe mich auf ihn verlassen und die halbe Portion für 15 Dollar bestellt. Als erstes wird mir ein Haufen Schälchen vermeintlicher Vorspeisen hingestellt. Die habe ich brav gegessen, dann kam das Hauptgericht und kurz danach nochmal fast die gleichen Vorspeisenteller. Es regen sich erste Zweifel, ob ich die Beilagen zu früh verputzt habe?! Egal, lässt sich jetzt nicht mehr ändern. Für die Hauptspeise wurden 5 Hühner tiefergelegt, es sind 10 fritierte Hühnerunterschenkel in einer Soße, die ich als Mischung aus spicy barbecue und sweet & sour beschreiben würde. Super lecker und nach dieser halben Portion war ich auch gut gesättigt. Wer soll denn davon die ganze Portion verputzen? Der Wirt hat über mich vermutlich geschmunzelt wie Zensi auf der Wies’n über die Japaner, aber gut war’s. Inkl. 2 Bier war ich mit umgerechnet 10 Euro dabei und das 500 m neben der Haupteinkaufszeile von Auckland. In Deutschland ziemlich unvorstellbar.
Nun geht es ins Bett und morgen vormittag mit Kamera, einer großen Wasserflasche und einer Packung Kekse bewaffnet auf den 600 Jahre jungen Vulkan hinüber und hinauf. Dann gibt es im Gegensatz zu heute bestimmt auch wieder Fotos.

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