Kaitaia – 07.03.2009

Habe mir gestern mal den Wetterbericht für Deutschland angeguckt und bin sehr froh, noch eine gute Woche hier zu sein. Hier gab es heute morgen einen kleinen Schauer, aber es ist dabei nicht kalt. Die Vorhersage kündigt um die Mittagszeit weitere Schauer an, ich hoffe, dass sie genauso falsch wie gestern liegen werden.
Um kurz nach halb zehn bin ich aufgebrochen, um die Fähre im 25 km entfernten Rawene um 11:30 Uhr sicher zu erreichen. So hatte ich dort auch eine gute halbe Stunde Zeit, bis es rüber ging. Bis dahin waren schon ein paar nette kleine Steigungen eingebaut. Auf der Fähre befinden sich nur ca. 6-8 Autos. Die sind auch alle vor mir runter und so hatte ich eine Stunde Ruhe, bevor die Fähre die nächsten Verfolger ausspucken kann. Von der Seite können auch nur vereinzelt welche kommen und so sollte es ein herrlicher fast autofreier Tag werden. Die Landschaft bleibt nett anzusehen wie auch schon in den letzten Tagen, aber keine spektakulären Veränderungen. Nach der Fähre geht es zunächst 10-12 km flach am Wasser entlang, umgeben von Mangroven. Dann geht es mal knackig hoch, die Straße zum SH 1 wäre rechts abgegangen (nein danke), aber von 45 bis 56 km rollt es fein ganz seicht bergab. Bis auf ein paar Tropfen sollten auch keine Schauer mehr kommen. Nach 54 km in Broadwood mache ich am dortigen Store eine Pause. Langnese heißt hier Streets, aber Magnum bleibt Magnum, dazu das obligatorische Moro und eine Cola. Während ich noch da sitze und esse, schließt der gute Mann seinen Laden auch. Das war gerade noch rechtzeitig. Danach geht es ein wenig rauf und runter, bevor mir 20 km vor dem Ziel noch ein richtig knackiger 2 km langer Anstieg serviert wird. Danach geht es aber erst runter und die letzten 12 km mit Rückenwind nach Kaitaia. Die Unterkunft ist auch ganz schick, heute mal wieder Bilder davon. Die Straße war heute so eine richtige Hinterlandstraße. Während die anderen Straßen ja teilweise schlecht genug waren, ist auf dieser auch zwischendurch mal ein Meter der Fahrbahnbreite einfach nach links abgerutscht und nach rechts wieder verbreitert worden oder die Straße ist auf der einen Seite komplett abgesackt. Da wird dann auf 30 km/h (mit dem Zusatz “temporary”) reduziert, kurz danach steht das typische Baustellen-Ende-Schild “works end” und ich frage mich, welche “work” hier gemeint ist. Sah nicht so aus, als wenn das auf absehbare Zeit erneuert werden würde. Aber dafür war es heute auch so wunderschön ruhig!
Im Backpacker gehe ich nach dem Duschen zum Einkaufen, da ich ziemlich leergefuttert bin. Keine Marmelade, kein Brot, keine Müsliriegel, Getränke ja eh nicht und die Flasche Sonnencreme neigt sich auch dem Ende. Pak’n Save ist hier so Aldi-mäßig. Vieles in den Kartons drin und soll wohl der billigste sein, wie mir andere zwangsweise budget-bewusstere Reisende mal erzählt haben. Kehrseite der Medaille: Gekühlte Coke gibt es nicht, die muss also im Gefrierschrank blitzgekühlt werden. Da ich hier zwei Nächte bin, nehme ich einen gekühlten Sechserträger Beck’s mit. In Deutschland würde ich vieles vor Beck’s kaufen, hier aber das Beck’s vor vielem. Das ist immerhin gekühlt, also gibt es um 17 Uhr das erste Bier. Außerdem gibt es dort Honig, Nutella und Marmelade nur in den für mich unpraktischen Großgebinden. Daher suche ich kurz danach noch einen kleineren Supermarkt auf. Aber frisches Baguette gibt es im Pak’n Save, das ist auch sehr erfreulich. Morgen macht der um 8 Uhr auf, das reicht noch zum Frühstücken, bevor um 9 Uhr die Tour zum Cape Reinga startet. Das wird morgen sicher nett, auch mal ohne Fahhrad unterwegs zu sein.
Hier wurde ich auch erstmals auf der Straße angeschnorrt. Nach 2 Dollar wird gefragt.
Am Montag werde ich vielleicht bis Kerikeri fahren. Sind nur 100 km und bis Pahia/Waitangi würden nochmal 26 km dazukommen. Bei den hiesigen Hügeln und meiner momentan ausbleibenden Lust auf die große Anstrengung kann ich darauf verzichten und fahre dann am Dienstag nur die gute Stunde, um einen entspannten Tag in der Bay of Islands zu verbringen. Immerhin wurde in Waitangi dieser berühmte Vertrag zwischen Briten und Maori geschlossen und das direkt daneben liegende Russell war die erste britische Siedlung in NZ. Am Mittwoch soll es dann an der Küste entlang nach Whangarei gehen, wo ich den Donnerstag wiederum als Pausentag verbringe und ab Freitag den Rest der Zeit bis Sonntag abend in Auckland verbringen werde. Das Radfahren kommt somit schon langsam zu einem gemütlichen Ausklang. Vielleicht finde ich am Wochenende ja auch noch ein Schwimmbad für den Wiedereinstieg ins Schwimmtraining, damit Thomas mir am Montag abend im Seedammbad nicht wegschwimmen kann ;-).
Das heutige Abendessen stammt vom Chinese Takeaway und ist eher eine Geschichte der Missverständnisse und Enttäuschungen. Auf meine Frage, ob bei den Gerichten immer Reis mit dabei sei, habe ich ein Nein verstanden und die Gegenfrage nach fried or white rice. Ich habe mich dann für Chicken with cashew and veges mit white rice entschieden. Die Cashew habe ich nicht gefunden, Gemüse wurde in winzigsten Mengen beigemischt und der Rest bestand bereits aus einer Unmenge gebratenem Reis mit annehmbarer Hühnerfleischeinlage. So habe ich das beim deutschen China-Restaurant noch nie gesehen, vielleicht ist das hier echt chinesisch und nicht deutsch-touri-chinesisch. Jetzt habe ich außerdem eine Riesendose gekochten Reis hier rumstehen, vielleicht gibt es den morgen abend mit irgendeiner Dose aus dem Supermarkt (alternativ ist nebenan ein KFC). Vermutlich haben die mich in dem Takeaway auch für bescheuert gehalten. Das Beck’s muss nun den heutigen Abend retten – vier von den niedlichen kleinen 0,33ern sind noch da.
Und wenn das Radfahren zu Ende geht, muss ich auch das ungehemmte Futtern wieder einstellen.

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